Es war in der Formel 1 Saison 1999, als Nick Heidfeld die Formel 3000 Europameisterschaft aufgemischt hat. Im Jahr zuvor hat er den Titel ganz knapp an Juan Pablo Montoya verloren, doch das letzte Jahr des alten Jahrtausends sollte seine Saison werden. Mit 59 Punkten wurde er souverän Meister, der zweiplatzierte Jason Watt konnte nur 30 Zähler nach Hause bringen. Mit 27 Punkten landete Gonzalo Rodriguez auf Platz 3, der parallel zur Formel 3000 Meisterschaft einzelne Champ-Rennen bei Penske-Mercedes fuhr in in Laguna Seca starb.
Während der Saison war Jordan-Honda die unumstrittene dritte Kraft in der Formel 1. Mit Heinz-Harald Frentzen hatte man einen Siegfahrer, aber mit Damon Hill hatte dieser einen Teamkollegen mit großen Motivationsproblemen, der seine Karriere eigentlich nach dem Silverstone-GP beenden wollte. Eddie Jordan hätte gerne Nick Heidfeld ins Team geholt, seine Kalkulation war offensichtlich: Der Shooting-Star der Formel 3000 würde in den verbleibenden acht Saisonrennen so gut einschlagen, daß McLaren-Mercedes nichts anderes übrig bleiben würde, als ihn schon zur Saison 2000 ins eigene Team zurückholen. Es galt aus so gut wie ausgemacht, daß er eines Tages Mika Häkkinens Nachfolger beim damals von Mercedes-Benz unterstützen Team werden würde. Aber es klappte nicht mit dem Einstieg nach Silverstone. Erst hat Motorenlieferant Honda Eddie Jorden den eigenen Testfahrer Jos Verstappen aufs Auge gedrückt und nachdem Damon Hill den Silverstone-GP auf Platz 5 beendete, hat er sich das mit dem Karriereende kurzfristig anders überlegt. Er fuhr die Saison zu ende und die Tür zu Jordan-Honda war geschlossen.
Es blieb nur die Saison 2000, der von Mercedes-Benz unterstützte potentielle neue Michael Schumacher kam bei Prost-Peugeot unter. Das Team schnitt desolat ab, ein achter Platz in Monaco, für den es damals keine Punkte gab, war das beste Ergebnis. Noch hinter Minardi landete das Team des vierfachen Formel 1 Weltmeisters auf dem letzten Platz der Konstrukteursweltmeisterschaft. Dabei sah er gegen seinen ersten Teamkollegen Jean Alesi alles andere als schlecht aus. Er war keiner fürs Mittelfeld, wenn er doch nur endlich irgendwie zu McLaren stoßen könnte. 2001, das war klar, war ein Verbleib bei Prost absolut keine Alternative. Er mußte da weg, und zwar schnell!
Peter Sauber bot ihm ein Auto an. Zwar kamen die Motoren ausgerechnet von Erzrivale Ferrari, aber eine bessere Alternative bot sich dem Mann aus Mönchengladbach nicht. Er errang zwölf WM-Punkte, drei mehr als sein Teamkollege, ein Rookie namens Kimi Räikkönen. Bereits bei seinem dritten Rennen für Sauber, in Interlagos, gelang ihm sein erster Podestplatz. Es war der erste für das Team aus der Schweiz seit Jean Alesis drittem Platz beim legendären Spa 98. Und nachdem Mika Häkkinen seine Karriere mit der Saison 2001 beendete, hätte die Möglichkeit bestanden. Bei McLaren-Mercedes war ein Platz für Nick Heidfeld frei. Es gab aber ein Problem: Das einzige, was Mercedes-Benz bei McLaren zu entscheiden hatte, war die Farbe der Schubkarren, mit denen sie das Geld nach Woking gekarrt haben. Ron Dennis wollte lieber Kimi Räikkönen. Der hatte aber bei Peter Sauber einen langfristigen Vertrag, Heidfeld hätte man einfach so haben können. Das erste Gespräch zwischen Ron dem Don und Peter Sauber endete nach wenigen Minuten: Es gab absolut keine Basis für Verhandlungen. Nick Heidfeld stand bereit, aber Jürgen Hubbert, seinerzeit Vorstandsmitglied der damaligen Daimler-Chrylser AG und CEO der Mercedes-Benz Car Group, übernahm die Verhandlungen. Für viel Geld hat Mercedes-Benz Kimi Räikkönen zu McLaren-Mercedes geholt, Heidfeld blieb außen vor. Viele sagen, dies sei der entscheidende Punkt in seiner Karriere gewesen, hier sei der zukünftige McLaren-Mercedes Star zu einem dauerhaften Mittelfeldfahrer geworden. Heidfeld blieb bei Sauber und sein neuer Teamkollege wurde Felipe Massa. Das Auto war nicht gut, nur sieben Punkte konnte er erreichen - Massa hatte vier. Und während Massa als Testfahrer zu Ferrari ging, blieb Heidfeld abermals bei Peter Sauber.
2003 kehrte Heinz-Harald Frentzen zu dem Team zurück, das ihm einst, damals noch mit Werksunterstützung von Mercedes-Benz, den Einstieg in die Formel 1 ermöglich hatte. 17 zu 6 Punkte für Frentzen sahen den jüngeren im "Team Mönchengladbach" nicht gut aussehen. Trotzdem, bei Peter Sauber war für beide kein Platz mehr. Motorenlieferant Ferrari beanspruchte einen Platz für Felipe Massa und den Zuschlag fürs zweite Auto erhielt Giancarlo Fisichella.
Diesmal aber tat sich die Tür bei Eddie Jordan auf. Bloß daß die einstige dritte Kraft in der Formel 1, nur noch ein notorischer Hinterherfahrer war. Die Honda-Motoren hat man an BAR verloren, die Sponsoren Benson & Hedges sowie Deutsche Post AG sind ausgestiegen. Nick Heidfeld überzeugte bei Testfahrten und fuhr ohne Gehalt - dafür durfte er seinen Overall selbst vermarkten. Mit Minardi ring man um die vorletzten Plätze und noch während der Saison wurde das Team an Midland verkauft, das im Folgejahr noch einmal unter dem Namen Jordan fahren würde. Aber ohne Nick Heidfeld.
BMW wurde stattdessen auf den immer noch alles andere als talentfreien Fahrer aufmerksam und holte ihn zu Williams. Gerhard Berger, damals Motorsportdirektor der Bayern, machte sich für Heidfeld stark. Sir Frank Williams bestand darauf, daß es ein Shootout zwischen Heidfeld und dem damaligen Testfahrer Antonio Pizzonia geben solle. Heidfeld gewann es klar um im Januar 2005 wurden Mark Webber und Nick Heidfeld als die neuen Piloten für Williams-BMW bestätigt.
Dabei kam er in eine bereits kaputte Ehe. Williams und BMW war eine Partnerschaft, die noch weniger zueinander paßte als McLaren und Mercedes. Die Erfolge blieben aus - anders als in Woking, wo Daimler-Benz den Geldhahn niemals zudrehte. Im Sommer wurde die Trennung verkündet. BMW würde 80% des Sauber-Teams übernehmen und Williams würde mit Motoren aus dem Hause Cosworth antreten. Williams hat sich schon in den 80er Jahren von Honda keine Vorschriften machen lassen und im neuen Jahrtausend von BMW noch viel weniger. Heidfeld verließ das Team gemeinsam mit BMW und kehrte an alte Wirkungsstätte zurück - auch wenn ein neuer Name an der Tür des Hauses Sauber stand. 23 Punkte holte Quick Nick in seiner ersten Saison bei BMW. Weit mehr als seine Teamkollegen Jacques Villeneuve (7) und Robert Kubica (6). Trotzdem war es Robert Kubica, der 2008 in Montreal den einzigen Sieg für BMW geholt hat. Nick Heidfeld hält einen Rekord: Die meisten Podestplätze (12) ohne Sieg. Überhaupt sah er ausgesprochen gut aus neben Robert Kubica, trotz Montreal 2008. 2007 hatte er 61 zu 39 Punkte gegen Kubica, 2008 waren es 75 zu 60 für Kubica.
Aber nach dem Sieg in Montreal entschied man sich bei BMW, man würde nun den Fokus auf die Saison 2009 legen. Es war ein offenes Geheimnis wieso, niemand in Hinwil wußte den Grund, warum das Auto in der ersten Saisonhälfte so schnell war. Es war einfach gut aber wie sollte man es weiterentwickeln ohne einen Rückschritt zu riskieren? Man hoffte einfach, daß es 2009 wieder besser aussehen würde. Aber das tat es nicht, im Gegenteil. Der neue BMW war kein gutes Auto und während man es bei McLaren (Geld- und Technologietransfer aus Stuttgart sei dank) geschafft hat, ein schlechtes Auto zu verbessern, trat BMW auf der Stelle. Niemand verstand das Auto. 2008 war es gut, 2009 war es schlecht, aber jedesmal standen die Verantwortlichen dumm davor. Im August entschied sich BMW, der Formel 1 den Rücken zu kehren. Und während Robert Kubica relativ schnell bei Renault unterschrieb, war für Nick Heidfeld ein Verbleib in Hinwil immer eine Alternative. BMW ließ sich von dubiosen Investoren namens "Qadbak" blenden - Peter Sauber kaufte das Team zurück.
Doch am 16. November passierte das, was sich alle immer gewünscht haben. Mercedes-Benz hat endgültig genug von McLaren, nachdem in dieser Saison regelmäßig Rechnungen über Stuhlbenutzungsgebühren von Woking nach Stuttgart geschickt worden sind und 2010 gibt es Mercedes Grand Prix. Echte Silberpfeile gehen an den Start, als Fahrer wird Nico Rosberg bestätigt. Zweiter dürfte doch wohl Nick Heidfeld sein, der verlorene Sohn kann zurück zu Mercedes. Die Vertragsunterschrift bei Sauber ließ er sein, die Aussicht mit Mercedes um die Weltmeisterschaft zu fahren, war zu verlockend. Jeder hätte es ihm wohl gleichgetan, aber Mercedes-Benz hat ja noch einen verlorenen Sohn: Michael Schumacher. Nick Heidfeld geht leer aus. Bei Sauber fährt neben Kamui Kobayashi vermutlich Bertrand Baguette, bei Mercedes kam er nicht unter und schlimmstenfalls ist die Formel 1 Karriere beendet.
Was für ein Pechvogel! Aus ihm hätte richtig was werden können!